Montag, 22. Mai 2017

Positive Erziehung, positives Training im Hundealltag!



Wenn es um die Erziehung von Hunden geht, wird immer häufiger von ausschließlich positiver Verstärkung und positivem Training gesprochen.






Schön, wenn das so funktionieren würde, ich würde es mir auch wünschen.


Aber leider ist dem nicht so.


Komisch, dass man an der Kasse im Supermarkt ein Kind ruhig anschnauzen darf, ohne sonderlich damit aufzufallen.
Wenn man aber auf dem Parkplatz, vor dem Supermarkt, seinem Hund mal mit etwas deutlicheren Worten mitteilt, was er jetzt zu tun oder zu lassen hat, so wird man häufig feststellen, dass Passanten stark bis extrem stark darauf reagieren.
Ihr könnt ja mal den Selbsttest (wenn ihr mutig seit) in einer Fußgängerzone machen.
Die Reaktionen, die man dann erleben wird, geht von kopfschüttelnden Passanten, hin zu wüsten Beschimpfungen, Androhungen und Rufen nach Tierschutz.

Wieso ist dies so und wo kommt es her?
Die antiautoritäre Erziehung begann in den siebziger Jahren, bei der Erziehung von Kindern und wurde ein paar Jahre später auch langsam immer mehr in der Hundeerziehung etabliert.
Es wäre eine tolle Sache, wenn man in der Erziehung auf Regeln, Verboten, Bestrafungen oder ähnlich Negativem verzichten könnte.

Hier auch ein interessanter Link zum Nachlesen:
http://www.planethund.com/hundeerziehung/hundeerziehung-positiven-arbeit-maerchen-2411.html

Regeln, Korrekturen und Verbote
Ein gutes logisches Beispiel ist die Straßenverkehrsordnung.

Wie wäre es, wenn alle Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr alles dürften was sie wollten.
Keine Verkehrszeichen mehr und keine Ampeln.
Keine Promillegrenze.
Keine Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Würden sich dann alle zufriedener fühlen? Bestimmt nicht!

Ich persönlich würde mich in einem Straßenverkehr ohne klare Regeln und festgelegte Verkehrszeichen mit Sicherheit sehr unwohl bis ängstlich fühlen.
Stellt euch einmal vor ihr würdet in eine Stadt fahren in der alles vollkommen anders ist.
Viele, einem bekannten Regeln gäbe es in dieser Stadt gar nicht, bekannte Verkehrszeichen würden völlig anders aussehen.
Stoppschilder z.B. sind dort oval mit einer Lila Umrandung.
Die Signalfarben einer Verkehrsampel (von oben nach unten gesehen) beinhalten die Farben Blau Weiß und Gelb.

Ich glaube ich würde mein Auto parken und lieber mit einem Taxi weiterfahren.

Kein Mensch steigt in sein Auto und fühlt sich vollkommen unwohl oder verängstigt, weil er sich nun im Straßenverkehr an die Regeln halten muss.
Kein Mensch im Straßenverkehr ängstigt sich vor Ampeln mit Blitzeinrichtungen, denn er kann selbst entscheiden ob er diese Verkehrsmaßnahmen akzeptiert oder nicht.
Regeln sind im Straßenverkehr für unsere Sicherheit da!
Und nur dadurch fühlen wir uns sicher und geborgen!!

Fahrt mal durch Paris oder Rom.
Dort gibt es auch Regeln, aber es hält sich kaum jemand dran, STRESS PUR!
Eigentlich gibt es auch dort Regeln, aber diese inoffiziellen Regeln stehen in keinem Verkehrsgesetz.
Und wer sich mit diesen inoffiziellen Regeln nicht auskennt, überlegt sich beim nächsten Mal vielleicht
besser eine andere Route zu fahren.
Halten wir uns an die Gesetze brauchen wir uns keinen Kopf machen.
Ist doch eigentlich ganz toll, oder?

Aber wenn wir die Regeln so umsetzen würden, wie es heute in der Hundeerziehung populär ist,
so würde das dann möglicherweise folgendermaßen aussehen:

Wir ignorieren einen 18 jährigen Autofahrer, der vorsätzlich eine Abkürzung nimmt und verkehrt herum durch eine Einbahnstraße fährt.
Er ist ja noch jung, das gibt sich mit dem älter werden.!?!?!?
Fährt jemand bei Rot über die Ampel so geschieht nichts, hält er jedoch bei Rot an, so bekommt er ein Bonbon
(ob er will oder nicht).
(Zum Thema Leckerchen werde ich auch einmal einen Blog schreiben ausführlich, ehrlich und logisch.)

Es gäbe noch viele Beispiele, aber es ist wohl jedem klar, dass Straßenverkehr ohne Regeln, Verbote und Einschränkungen niemals funktionieren würde.

Heutzutage wird immer wieder darauf hingewiesen, dass, wenn man nicht positiv mit seinem Hund arbeitet, der Hund das Vertrauen zu seinem Hundehalter verlieren würde.
Ich habe in meiner jahrzehntelangen Arbeit mit Hundehaltern und Hunden immer nur das Gegenteil festgestellt.
Hunde die bei mir im Unterricht zum ersten Mal Regeln von mir aufgestellt bekamen, weil der Hundehalter entweder im Glauben war, es wäre für sein Hund nicht nötig, oder aber, weil man ihm eine antiautoritäre Erziehung nahegelegt hatte.
Solche Hunde orientierten sich immer, nach allerkürzester Zeit nach mir.
Egal was der Hundehalter seinem Hund sagte, der angesprochene Hund
rückversicherte sich mit einem kurzen Augenkontakt zu mir, also nicht zu seinem Herrchen oder Frauchen.
Keineswegs aus Angst vor Repressalien oder Bestrafungen, sondern Hunde lieben und brauchen Regeln und eine klare Führung, genauso wie Kinder auch.
„Regeln, Korrektur und Co “
In der heutigen Zeit haben viele Worte einen negativen Beigeschmack!

Wie zum Beispiel das Wort „Respekt“
Ich halte Respekt in einer Beziehung (egal ob zwischen Menschen oder Hundehaltern und Hund)
für sehr wichtig und darüber hinaus, als vollkommen normal.
Allerdings muss man eins dabei berücksichtigen, Respekt sollte niemals einseitig sein.
Einseitiger Respekt in einer Beziehung ist immer schlecht.

Wenn ich also großen Respekt vor den Bedürfnissen meines Hundes habe,
aber der Hund keinen Respekt vor meinen Belangen hat, so läuft etwas schief.
Wenn ein Hund absoluten Respekt vor dem Besitzer hat aber dieser keinen Respekt vor den Bedürfnissen seines Hundes, läuft ebenfalls etwas vollkommen falsch.



Viele Trainer lehren Fehlverhalten zu Ignorieren.

Besser ist also das Fehlverhalten bei Hunden zu ignorieren?

Es gibt Studien die wirklich belegen, dass Kinder in der Grundschule, die immer wieder versuchten durch störende Aktionen im Mittelpunkt zu stehen.
Durch konsequentes ignorieren dieser störenden Aktionen, änderte sich dieses Verhalten bei den betreffenden Kindern,
wurde immer weniger bis es dann ganz aufhörte.

Nach diesen Versuchen übernahmen einige Menschen einfach diese angefangenen Tests und übertrugen sie auf die Erziehung von Hunden.

Man kann aber Studien über Humanpsychologie nicht 1zu1 auf den Hund anwenden.
Diese Tests wurden bei Grundschülern im Alter von 6-10 Jahren durchgeführt.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen wurden solche Tests aber nicht mehr gestartet.
Dies hat einen ganz einfachen Grund:
Junge Erwachsene oder Erwachsene reagieren nämlich gänzlich anders, als Kinder zwischen sechs und zehn Jahren.

Leider ist dies aber den Leuten, die meinten solche humanpsychologischen Versuche einfach mal auf die Hundeerziehung zu übertragen, gänzlich entgangen.
Wie gesagt, diese humanpsychologischen Tests betrafen nur Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren.

Würden wir diese Ergebnisse also auf die Erziehung von Hunden übertragen, so würde das ganze logischerweise eben auch nur Hunde zwischen der achten und 20. Lebenswoche betreffen.
Wirkliche Probleme treten aber in der Realität (zumindest nach meiner Erfahrung)erst ab einem Alter von acht Monaten auf.

Wenn man also schon Versuche auf eine andere Gattung übertragen möchte, dann sollte man sich damit wirklich sehr ausführlich und gewissenhaft beschäftigen und hinterfragen ob das Ganze auch ernsthaft Sinn macht.


Ignorieren von Fehlverhalten

Ein Beispiel:
Der Mensch steht im Badezimmer und putzt sich die Zähne, sein kleiner Welpe (ebenfalls im Bad) interessiert sich zu diesem Zeitpunkt, für ein Handtuch das genau in Augenhöhe vor ihm hängt.
Kurzerhand reißt der Welpe das Handtuch vom Handtuchhalter herunter und rennt damit total begeistert durch die Wohnung.
Während der Hundehalter dieses Verhalten ignoriert, belohnt sich der kleine Welpe mit seiner neuen Beute.
Der Welpe macht das einfach nur aus dem Grund heraus, weil sich dieses Handtuch wie eine Beute anfühlt.

Also was man jetzt hierzu sagen kann, wäre folgendes:
Während der Mensch das Fehlverhalten ignoriert, hat der kleine Welpe aber dazugelernt.
Im Badezimmer befinden sich Dinge mit denen man sich beschäftigen kann und weil es keiner verbietet "auch beschäftigen darf".
Momentan findet das der Mensch noch sehr süß, weil der Welpe ja noch so jung ist.
Er soll sich ja ausleben dürfen und zudem will er uns ja nicht mit böser Absicht ärgern.
Leider vergisst aber der Hundehalter eines:

Sobald der Hund zum neuen Rudel kommt, ist es des Kleinhundes seine Pflicht und Aufgabe,
für sein späteres Leben Regeln zu lernen und die richtige Stelle in seinem neuen Rudel zu besetzen.
Mit anderen Worten:
 „Was man machen darf geht also und was korrigiert wird,geht für die Zukunft also nicht.

Was würde passieren, wenn ein junger Hund in die Höhle eines erwachsenden Hundes kriechen würde, während der andere darin drin liegt und versuchen würde eine Decke aus der Höhle zu stehenden?
Der Erwachsene Hund würde dieses Verhalten mit Sicherheit nicht akzeptieren und dem jungen Hund sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er gerade im Begriff ist einen großen Fehler zu machen.
Aber der kleine Hund würde das sowieso von sich aus gar nicht erst versuchen.


Es gebe auch die andere Version (die wohl die bessere in der Hundeerziehung wäre)!
Der Hund versucht das Handtuch vom Handtuchhalter herunter zu reißen, der Mensch bemerkt die Aktion des Hundes und macht seinem Hund sofort klar, dass dieses Handtuch ihm (dem Hundehalter) gehört und er nicht duldet, dass sich der Welpe damit beschäftigt.
Jetzt würden natürlich wieder einige sagen:
"So etwas kann man dem Hund ja auch später beibringen, wenn er älter ist".

Die Frage stellt sich nur:
Wie logisch ist es für einen Hund, wenn ich ihm Fehlverhalten erlaube und später dann verbiete?

Wie chaotisches es auch immer erscheinen mag, eins steht jedenfalls fest:
Hundeerziehung ist nicht so schwierig und so langwierig und so quälend wie wir uns dies immer vorstellen.
Ich würde einfach mal ganz frech behaupten, dass es in der Regel daran liegt, wie gut ein Lehrer ein Ausbilder oder ein Trainer, Sachverhalte so erklären kann, dass ein Hundehalter wirklich die Möglichkeit hat diese Dinge für sich nachvollziehen und verstehen zu können.

Noch ein Beispiel:
Ein ballverrückter Hund springt an Herrchen hoch um den Ball zu ergattern, den sein Mensch immer höher hält um den Hund davon abzuhalten.
Würde ein Hund das bei einem anderen Hund auch tun?
Nein, der Respekt verbietet dieses Verhalten Hunden untereinander.
Der Respekt? 
Hat´s geklingelt?

Wieso hat der Hund keinen Respekt vor seinem menschlichen „Anführer“?
Eigentlich ganz simpel, weil er seinen Menschen eben nicht als Anführer sieht!

Die Essenz aus diesem Blog, soll Hundehaltern die Augen für die Realität öffnen.

Das überraschende ist, dass unsere Hunde sich nichts lieber wünschen als einen
souveränen, fairen, intelligenten und ruhigen Anführer zu haben und diesem Anführer
folgen zu dürfen.


Zum Schluss noch eine Herzensangelegenheit:

Viele Menschen kommen zu mir um irgendwelche Probleme mit ihrem Hund zu lösen.
Im Training merke ich aber leider immer wieder, dass dem Menschen suboptimales Verhalten vielmehr auffällt
als kleinere Veränderungen in Richtung positiven Verhalten des Hundes.
Was bedeutet das?
Benimmt sich ein Hund falsch, so liegt der Fokus des Hundehalters oft auf der Korrektur.
Fängt ein Hund an sich langsam richtig zu verhalten, so wird es einfach oft übersehen.
Aber ein Hund, genau wie ein Mensch kann nur den richtigen Weg erlernen, wenn wir zum Beispiel durch Lob dazu motivieren.

Also eins, muss der Hundehalter oft noch wirklich dringend lernen.
Seinen Hund zu herzen!
Denn eine gute Korrektur besteht vor allem aus dem Gleichgewicht (Korrektur und Zuneigung )
Und Leute, einen gut erzogenen Hund zu herzen und zu knuddeln ist viel leichter,
als es bei einem Hund der Fall ist, der ungezogen, nervig und problematisch ist.

Zum Wohle des Hundes
Thorsten Funk

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